ADR-News

(Aktuelle Informationen zu Mediation und Konfliktmanagement)

Zusammenarbeit von Rechtsanwälten und Mediatoren

Seit 1. August 2022 dürfen Rechtsanwälte mit Angehörigen der Freien Berufe gemeinsam eine Sozietät gründen. Eine entsprechende Reform der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) war erforderlich geworden, nachdem das Bundesverfassungsgericht 2016 die interprofessionellen Berufsausübung zwischen Anwälten, Ärzten und Apothekern aufgrund der bis dahin geltenden Bestimmungen moniert hatte.

Profitieren von der Neuregelung werden zum einen Mediator:innen, die selbst nicht Anwält:innen sind und deshalb über keine Erlaubnis zur Ausübung einer Rechtsdienstleistung verfügen. Sie können nun mit Anwält:innen eine Berufsausübungsgesellschaft gründen oder zumindest mit Anwält:innen eine Bürogemeinschaft bilden. Und Anwaltsmediator:innen dürfen sich nicht nur mit nichtanwaltlichen Mediator:innen zusammenschließen, sondern auch mit weiteren Berufen wie Therapeut:innen oder Psycholog:innen, die keine Mediationserfahrung haben, aber die Mediationskompetenzen stärken können. Nicht zulässig bleibt damit der gesellschaftsrechtliche Zusammenschluss zwischen Anwälten und Mediatoren, die einen nicht freien Beruf ausüben, wie zum Beispiel Grundstücksmakler mit Mediationsausübung. Allerdings können sie jetzt in einer Bürogemeinschaft zusammenarbeiten.

Quelle: Verlag Dr. Otto Schmidt vom 15.08.2022;
vgl. hierzu auch den Beitrag von Prof. Dr. Matthias Kilian
„Die interprofessionelle Zusammenarbeit in der Mediation
unter Beteiligung von Rechtsanwälten“ (ZKM 2022, 84 ff.)

Bezifferung von Klimafolgekosten in Deutschland – Prognos-Studie

Im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hat das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG in Kooperation mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) gerade die Ergebnisse ihrer Studie zur Bezifferung von Klimafolgekosten in Deutschland vorgestellt. Die Kernergebnisse der Studie lauten:

Die im Rahmen der Analyse erfassbaren Schäden durch extreme Wetterereignisse seit 2018 betragen mindestens 80 Milliarden Euro. Dabei entfallen auf die Hitze- und Dürresommer 2018 und 2019 schätzungsweise 35 Milliarden Euro, auf die Flutkatastrophe 2021 mehr als 40 Milliarden Euro. Auch die Schäden durch Hagel und Sturm liegen im Milliardenbereich. Viele Schäden lassen sich monetär jedoch nicht erfassen, weshalb die Schadenssumme insgesamt deutlich hoher ausfällt als durch die Analysen erfasst werden konnte. Hinsichtlich der finanziellen Schäden waren vor allem Privathaushalte bei der Flutkatastrophe stark betroffen, bei den Hitzesommern die Land- und Forstwirtschaft sowie Industrie und Gewerbe.

Die Zusammenfassung der Studie finden Sie hier: → Prognos KlimawandelfolgenDeutschland-Kurzzusammenfassung

Weitere Informationen und die ausführliche Dokumentation der Ergebnisse finden Sie hier: → https://www.prognos.com/de/folgen-klimakrise

Projektteam/Autor:innen: Dr. Jan Trenczek, Oliver Lühr, Lukas Eiserbeck, Myrna Sandhövel, Viktoria Leuschner

Siehe hierzu auch das Interview mit Projektleiter der Studie, Dr. Jan Trenczek (Prognos),
auf → NDR Info und → SR2 vom 19.07.2022 sowie
aufHessen 3 – Alle Wetter vom 28.07.2022/18:23 (8:45min) Uhr

Supervisorische Praxisreflexion 2022 – zweite Jahreshälfte

Supervisorische Praxisreflexion und interne Weiterbildung für BMWA-Mediator*innen:
Das SIMK veranstaltet für die BMWA-zertifizierten Mediatoren in Niedersachsen idR 4-5 mal im Jahr eine supervisorische Fall- und Praxisreflexion/Fortbildung. Die nächsten Treffen finden im 2. Halbjahr 2022 am

  • Mo. 18.07.2022
  • Fr.   30.09.2022
  • Mo. 31.10.2022

jeweils von 16.00-18.00 Uhr statt. Aufgrund der derzeitigen Corona-Situation wird die Sitzung bis auf Weiteres über einen DGSVO-konformen Online-Besprechungsraum stattfinden.
Der Teilnehmer*innenkreis ist auf maximal 8 Personen begrenzt. Teilnahme nur nach Anmeldung möglich.

Venice Declaration on the Role of Restorative Justice in Criminal Matters

Auf der Konferenz der Justizminister:innen der Mitgliedstaaten des Europarats “Crime and Criminal Justice – the role of restorative justice in Europe”  (13./14. Dezember 2021 in Venedig, Italien) wurde die „Venice Declaration on the Role of Restorative Justice in Criminal Matters“ angenommen, die eine stärkere Berücksichtigung des Restorative Justice Ansatzes innerhalb und außerhalb der strafrechtlichen Sozialkontrolle anmahnt.

Den Text der Venice Declaration on the role of Restorative Justice in Criminal Matters COE 12-2021 finden Sie hier als →  PDF_Venice Declaration on the Role of Restorative Justice in Criminal Matters_COE 12-2021

In ihrem auf der Internetseite des European Forum for Restorative Justice veröffentlichten Beitrags „How the Venice Declaration Contributes to the International Restorative Justice Framework“ erläutern Ian Marder und  Petra Masopust Šachová Inhalt und Konsequenzen der Venice Deklaration.

(Der einführende Beitrag zur Idee und Praxis des Restorative Justice Ansatzes von Prof. Trenczek „Restorative Justice – (strafrechtliche) Konflikte und ihre Regelung“  ist unlängst in der 2. Auflage des vom AKKrimSoz  herausgegebenen Lehrbuch „Kriminologie und Soziale Arbeit“ (Juventa, Weinheim, 2. Aufl. 2022, 191 ff.) erschienen.

Konflikte und Mediation in der Zusammenarbeit von Familienunternehmen und Startups

Im Online-Magazin → Deutsche Sartups wir das Thema Konfliktmanagement und Mediation im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Familienbetrieben aufgegriffen. Immer mehr Familienunternehmen investierten in Startups, um sich frischen Wind ins Haus zu holen und neue Ideen oder Technologien für sich zu erschließen. Startups könnten von der Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen profitieren durch deren Erfahrung, Vertriebsstrukturen, Netzwerke und nicht selten auch vom bekannten Namen. Aus dieser Symbiose könnten sich enorme Chancen für beide Seiten ergeben, jedoch träfen dabei bisweilen wahrlich Welten aufeinander.

Vielfach werde unterschätzt, was es bedeute, wenn eine gewachsene Unternehmenskultur, oftmals mit traditionellen Strukturen, auf ein Team treffe, das meist noch nicht die Gelegenheit – oder den Bedarf – hatte, betriebliche Strukturen zu entwickeln und sich in vielerlei Hinsicht noch ausprobiere. Jede Seite habe ihre Berechtigung und sei in ihrem Bereich erfolgreich. Aber das damit verbundene Konfliktpotential sei ebenso absehbar wie vermeidbar. Mediation sei ein probates Mittel, um Streitigkeiten zwischen Startups und Familienunternehmen beizulegen.

Auch wenn der Beitrag nur sehr kurz auf einige wesentliche Aspekte der Mediation (z.B. Allparteilichkeit der Mediatoren, Vertraulichkeit, Ergebnisoffenheit, organisatorisch flexible und und informelles Verfahren) bietet der Beitrag einen ersten Zugang zur Thematik und der Welt des mediativen Konfliktmanagements. Hingewiesen wird insb. auch darauf, dass die Mediation als eine professionelle Dienstleistung geeignet ist, auch ausgewachsene Streitigkeiten beizulegen.

Quellen: www.deutsche-startups.de 28.2.2022
Centrale für Mediation 14.03.2022

 

Krieg in der Ukraine, Krieg in Europa – Kommentar und Spendenaufruf – Perspektiven

Wir haben Krieg in der Ukraine und in Europa. Es handelt sich entgegen mancher Äußerungen nicht um eine „Ukrainian crisis“, sondern um eine Krise der Demokratie, der Menschenrechte und des Völkerrechts. Bei allem Entsetzen über die entsetzlichen Ereignisse, dem Krieg in Europa und gegen die Demokratie- und Menschenrechte möchte ich die folgenden (in den nächsten Tagen ggf. aktualisierten, ergänzten) Texte und Interviews empfehlen, die mithilfe einer rationalen Analyse vielleicht erahnen/begreifen lassen, was und warum ein solches Verbrechen in Europa geschehen kann und vielleicht auch – ungeachtet aller Gewalt- und Ohnmachtserfahrungen –  eine Perspektive erahnen lassen:

Der Krieg ist nicht nur eine Katastrophe für die Ukraine, Europa und die Welt. Er ist auch unfassbar dumm, weshalb die die Versuche, Putins Handeln mit Wahnsinn, psyschisch krank, imperiale Bessesenheit und/oder schlichtweg böse zu beschreiben, einleuchtend erscheinen. Der Text von Wladimir Sorokin hilft zu begreifen, was in Putin vorgeht. Vielleicht trägt ja auch die von Soronkin formulierte Hoffnung, dass Putins Regime zusammenbrechen wird und dieser Krieg der Anfang vom dessen Ende ist? Wer und wie kann den macht-besessenen Despoten, (nicht nur Kriegs-)Verbrecher und skrupellosen Imperialisten in seinem Wahnsinn aufhalten? Was ist dazu nötig und wer wäre dazu in der Lage? Weder kann die UNO noch will die NATO. Deutschland hat sich in den letzten Jahren wegen seiner (v.a. auch aus Rücksicht auf Geschäftsinteressen) beschwichtigenden und auch in den letzten Tagen wegen seiner „besonnenen“ Haltung den Unmut Europas zugezogen, um nun doch sogar schwere Waffen (zu spät?) an die Ukraine zu liefern. Oder besteht doch noch Hoffnung für die Ukraine, gar auf zunehmenden Widerstand in Russland? Vielleicht auch auf die Erfüllung des im TV-Interview geäußerten Wunsches einer Ukrainerin auf möglichst kurzes Leben Putins?

Ich kann mich weiter nicht damit abfinden, dass „alles“ bei uns weitergeht wie bisher (Bundesliga, Fasching, Shoppen gehen, Geschäfte machen, ….). Auch Deutschland hat weiterhin keine Scheu vor dem schmutzigen Geld (vgl. T.G. Ash), weder aus Russland, China oder anderen diktatorischen, autoritär-verbrecherischen Regimen. Beim Geld hört nicht die Freundschaft, sondern als Erstes immer wieder die Menschenrechte auf. Ich bin immer noch schockiert, wütend, will begreifen, aber kann nicht akzeptieren, dass die Demokratie- und die Menschenrechte so geringgeschätzt und die Menschen in der und der Staat Ukraine, ver- und im Stich gelassen worden sind.

Schmerzlich wird uns immer wieder vor Augen geführt, dass Diplomatie, mediatives Konfliktmanagement und die von mir in individuellen wie gesellschaftlichen Konflikten favorisierten Gerechtigkeits- und Restorative Justice-Ansätze bei Tyrannen, Despoten, Diktatoren und eiskalten Verbrechern so offensichtlich wirkungslos sind. Schonungslos wird uns die Zerbrechlichkeit von Frieden und Demokratie vor Augen geführt, ihre Nicht-Selbstverständlichkeit, die uns mahnt, nicht nur wertzuschätzen, welches Geschenk wir bislang in Europa damit hatten und in dem wir leben durften, sondern auch mit aller Anstrengung entschlossen in und für die Zukunft darum zu ringen. Freilich Tränen, Trauer und Zorn ändern freilich noch nichts am Leid der Menschen in der Ukraine. Was können wir neben Tränen vergießen und auf die internationale Solidarität hoffen noch tun? Zumindest den nachstehenden Spendenaufruf beachten und weiterverbreiten.

Hilfe für die Menschen in der Ukraine

„Bündnis Entwicklung Hilft“ ruft mit folgendem Konto IBAN: DE29 100 20 5000 100 20 5000  zu Spenden für die Ukraine-Nothilfe auf:
https://entwicklung-hilft.de/

„Bündnis Entwicklung Hilft“ ist ein Zusammenschluss von Brot für die Welt, Christoffel-Blindenmission, DAHW, Kindernothilfe, medico international, Misereor, Plan International, terre des hommes und Welthungerhilfe. German Doctors und Oxfam sind assoziierte Mitglieder. www.entwicklung-hilft.de

Im Hinblick auf gelegentlich geäußerten Sorgen, wohin das Geld gehen könnte, möchte ich darauf hinweisen, dass dieser spezifische Spendenaufruf von „Bündnis Entwicklung hilft“

  • von anderen seriösen Organisationen und – soweit man das bei einem solchen Kriegsverbrechen, der Verletzung der Demokratie- und Menschenrechten, insb. vor der eigenen Haustür (aber natürlich auch im Fall von Myanmar, China oder sonst wo) überhaupt noch angemessen ist – „neutralen“ Quellen (u.a. ARD-Tagesschau) unterstützt wird;
  • wir beim Bündnis Entwicklung hilft wissen, wo das Geld hingeht, da dies nicht nur im Hinblick auf das DZI-Spendensiegel nachgewiesen wird, sondern wir persönlich seit knapp 40 Jahren terre des hommes (tdh), das dem Bündnis angehört, aktiv unterstützen und insoweit nachgewiesener Maßen vertrauen können,
  • in dieser Situation gerade Geldspenden (so kühl das klingt) sinnvoller sind als (nicht spezifisch angefragte) Sachspenden, die oft nicht bedarfsgerecht und hinreichend koordiniert sind und Hilfsorganisationen wie die Bevölkerung vor große logistische Herausforderungen stellen. Es muss jetzt in der aktuen Krise darum gehen, die verletzten und geflüchteten Menschen jetzt ohne viele Hürden (und ohne dass sich die anreisenden, gutmeinenden Helfer*innen im Weg stehen oder gar Unterkünfte wegnehmen) möglichst schnell durch professionelle und vor Ort seit längerem tätige Partner-Organisationen zu unterstützen. Zum anderen ist es im Hinblick auf die langfristigen, für die Zivilgesellschaft verheerenden Kriegsfolgen in der Ukraine wichtig, schon jetzt Finanzmittel zu organisieren (zur Frage „wie man richtig spendet“ vgl. auch den Beitrag aus der SZ vom 28.02.2022).

Auf Verbrechen und Krieg (sei es vor der Haustüre oder weit weg) und die Gefühle von Angst, Wut und Ohnmacht reagieren Menschen sehr unterschiedlich, Schock(starre), Wut und Zorn oder Verzweiflung (vgl. auch Vahland). Manche schimpfen lautstark, protestieren, demonstrieren, um das eigene Entsetzen in den Griff zu bekommen, die anderen ziehen sich zurück, versuchen zu verdrängen, sind verzweifelt, andere versuchen der Krise aktiv zu begegnen, es gibt den Aktionismus ebenso wie die sinnvolle, nachhaltige und die stille Hilfe. Wichtig ist in unserem soweit wie möglich fortzusetzenden Leben und Arbeitsalltag aber auch das kleine Zeichen, vor allem Haltung zeigen im täglichen Ringen um Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit! Wir lassen uns dies nicht nehmen, nicht von Despoten, Diktatoren, Tyrannen, Verbrechern und Autokraten – aber auch nicht von populistischen Lügnern, (insb. rassistischen/antisemitischen) Hetzern und Menschenfeinden in unserem Land.

Supervisorische Praxisreflexion 2022

Supervisorische Praxisreflexion und interne Weiterbildung für BMWA-Mediator*innen:
Das SIMK veranstaltet für die BMWA-zertifizierten Mediatoren in Niedersachsen idR 4 mal im Jahr eine supervisorische Fall- und Praxisreflexion/Fortbildung. Die nächsten Treffen finden am

  • Fr. 11.02.2022
  • Mo. 04.04.2022
  • Mo. 18.07.2022

jeweils von 16.00-18.00 Uhr statt (weitere Termine für 2022 werden voraussichtlich im dritten oder vierten Quartal angeboten). Aufgrund der derzeitigen Corona-Regelungen wird die Sitzung bis auf Weiteres über einen DGSVO-konformen Online-Besprechungsraum stattfinden.
Der Teilnehmer*innenkreis ist auf maximal 8 Personen begrenzt. Teilnahme nur nach Anmeldung möglich. Bei Interesse können sich BMWA-zertifzierte Mediatoren an Prof. Trenczek wenden.