Mediation und andere Formen der „Alternative Dispute Resolution“ (ADR) haben sich in Abgrenzung zur justiziellen Konfliktregelung im Gerichtsverfahren entwickelt. Insbesondere Mediation zeichnet sich durch ihre transdisziplinäre Basis und Ausrichtung aus, d.h. für sie sind die Erkenntnisse aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen konstitutiv. Auch das Recht spielt in der Mediation mitunter eine Rolle, freilich in aller Regel nicht die Hauptrolle.
Mediation und Recht sind gleichwohl kein Gegensatz. Mediation findet ja nicht außerhalb der Rechtsordnung, sondern immer „im Lichte“ (anstelle von: „im Schatten“) des Rechts statt (vgl. Mnookin/Kornhauser: „Bargaining in the Shadow of the Law“; Yale Law Journal, 1979, S. 950 ff.). Das Recht setzt Grenzen, es wirkt als Orientierungs- und Ordnungsrahmen und ermöglicht eine verlässliche Beurteilung der Einigungsoptionen und der Nichteinigungsoptionen (→ BATNA). Soweit es sich aber um dispositives Recht handelt, steht es den Parteien im Rahmen der Parteiautonomie frei, ihre Verhältnisse selbst zu regeln. Freilich, nur wenn die Parteien sich über die ihnen zustehenden Rechte bewusst und sie (intellektuell, gesundheitlich, wirtschaftlich, etc.) in der Lage sind, ihre Interessen wahrzunehmen, ist es zu vertreten, dass sie frei darüber disponieren. Das Recht zieht deshalb der Privatautonomie Grenzen insb. im Hinblick auf den Schutz von Minderjährigen oder wirtschaftlich schwächeren Personen (z.B. im Hinblick auf den Verbraucherschutz). Schon deshalb ist der das Mediationsverfahren begleitende Rechtsrat durch Anwälte, entsprechende Berater und Justitiare gerade in komplexen, rechtlich beeinflussbaren Konfliktfällen sinnvoll und nicht selten erforderlich. Allerdings sollte stets darauf hingewiesen werden, dass die Rechtsnorm nur eines von mehreren Kriterien ist, einen Streit verbindlich beizulegen. Wichtiger als die (vor)schnelle Beantwortung der Rechtsfrage ist deshalb, dass die Mediatoren die Parteien dabei unterstützen zu ergründen, warum ihnen die Antwort auf eine bestimmte Rechtsfrage, eine bestimmte Rechtsposition wichtig ist (→ zum Umgang mit Rechtfragen in der Mediation lesen Sie bitte weiter im Handbuch der Mediation (Trenczek et al. 2017, Kap. 4.1.5)