Krieg in der Ukraine, Krieg in Europa – Kommentar und Spendenaufruf – Perspektiven

Wir haben Krieg in der Ukraine und in Europa. Es handelt sich entgegen mancher Äußerungen nicht um eine „Ukrainian crisis“, sondern um eine Krise der Demokratie, der Menschenrechte und des Völkerrechts. Bei allem Entsetzen über die entsetzlichen Ereignisse, dem Krieg in Europa und gegen die Demokratie- und Menschenrechte möchte ich die folgenden (in den nächsten Tagen ggf. aktualisierten, ergänzten) Texte und Interviews empfehlen, die mithilfe einer rationalen Analyse vielleicht erahnen/begreifen lassen, was und warum ein solches Verbrechen in Europa geschehen kann und vielleicht auch – ungeachtet aller Gewalt- und Ohnmachtserfahrungen –  eine Perspektive erahnen lassen:

Der Krieg ist nicht nur eine Katastrophe für die Ukraine, Europa und die Welt. Er ist auch unfassbar dumm, weshalb die die Versuche, Putins Handeln mit Wahnsinn, psyschisch krank, imperiale Bessesenheit und/oder schlichtweg böse zu beschreiben, einleuchtend erscheinen. Der Text von Wladimir Sorokin hilft zu begreifen, was in Putin vorgeht. Vielleicht trägt ja auch die von Soronkin formulierte Hoffnung, dass Putins Regime zusammenbrechen wird und dieser Krieg der Anfang vom dessen Ende ist? Wer und wie kann den macht-besessenen Despoten, (nicht nur Kriegs-)Verbrecher und skrupellosen Imperialisten in seinem Wahnsinn aufhalten? Was ist dazu nötig und wer wäre dazu in der Lage? Weder kann die UNO noch will die NATO. Deutschland hat sich in den letzten Jahren wegen seiner (v.a. auch aus Rücksicht auf Geschäftsinteressen) beschwichtigenden und auch in den letzten Tagen wegen seiner „besonnenen“ Haltung den Unmut Europas zugezogen, um nun doch sogar schwere Waffen (zu spät?) an die Ukraine zu liefern. Oder besteht doch noch Hoffnung für die Ukraine, gar auf zunehmenden Widerstand in Russland? Vielleicht auch auf die Erfüllung des im TV-Interview geäußerten Wunsches einer Ukrainerin auf möglichst kurzes Leben Putins?

Ich kann mich weiter nicht damit abfinden, dass „alles“ bei uns weitergeht wie bisher (Bundesliga, Fasching, Shoppen gehen, Geschäfte machen, ….). Auch Deutschland hat weiterhin keine Scheu vor dem schmutzigen Geld (vgl. T.G. Ash), weder aus Russland, China oder anderen diktatorischen, autoritär-verbrecherischen Regimen. Beim Geld hört nicht die Freundschaft, sondern als Erstes immer wieder die Menschenrechte auf. Ich bin immer noch schockiert, wütend, will begreifen, aber kann nicht akzeptieren, dass die Demokratie- und die Menschenrechte so geringgeschätzt und die Menschen in der und der Staat Ukraine, ver- und im Stich gelassen worden sind.

Schmerzlich wird uns immer wieder vor Augen geführt, dass Diplomatie, mediatives Konfliktmanagement und die von mir in individuellen wie gesellschaftlichen Konflikten favorisierten Gerechtigkeits- und Restorative Justice-Ansätze bei Tyrannen, Despoten, Diktatoren und eiskalten Verbrechern so offensichtlich wirkungslos sind. Schonungslos wird uns die Zerbrechlichkeit von Frieden und Demokratie vor Augen geführt, ihre Nicht-Selbstverständlichkeit, die uns mahnt, nicht nur wertzuschätzen, welches Geschenk wir bislang in Europa damit hatten und in dem wir leben durften, sondern auch mit aller Anstrengung entschlossen in und für die Zukunft darum zu ringen. Freilich Tränen, Trauer und Zorn ändern freilich noch nichts am Leid der Menschen in der Ukraine. Was können wir neben Tränen vergießen und auf die internationale Solidarität hoffen noch tun? Zumindest den nachstehenden Spendenaufruf beachten und weiterverbreiten.

Hilfe für die Menschen in der Ukraine

„Bündnis Entwicklung Hilft“ ruft mit folgendem Konto IBAN: DE29 100 20 5000 100 20 5000  zu Spenden für die Ukraine-Nothilfe auf:
https://entwicklung-hilft.de/

„Bündnis Entwicklung Hilft“ ist ein Zusammenschluss von Brot für die Welt, Christoffel-Blindenmission, DAHW, Kindernothilfe, medico international, Misereor, Plan International, terre des hommes und Welthungerhilfe. German Doctors und Oxfam sind assoziierte Mitglieder. www.entwicklung-hilft.de

Im Hinblick auf gelegentlich geäußerten Sorgen, wohin das Geld gehen könnte, möchte ich darauf hinweisen, dass dieser spezifische Spendenaufruf von „Bündnis Entwicklung hilft“

  • von anderen seriösen Organisationen und – soweit man das bei einem solchen Kriegsverbrechen, der Verletzung der Demokratie- und Menschenrechten, insb. vor der eigenen Haustür (aber natürlich auch im Fall von Myanmar, China oder sonst wo) überhaupt noch angemessen ist – „neutralen“ Quellen (u.a. ARD-Tagesschau) unterstützt wird;
  • wir beim Bündnis Entwicklung hilft wissen, wo das Geld hingeht, da dies nicht nur im Hinblick auf das DZI-Spendensiegel nachgewiesen wird, sondern wir persönlich seit knapp 40 Jahren terre des hommes (tdh), das dem Bündnis angehört, aktiv unterstützen und insoweit nachgewiesener Maßen vertrauen können,
  • in dieser Situation gerade Geldspenden (so kühl das klingt) sinnvoller sind als (nicht spezifisch angefragte) Sachspenden, die oft nicht bedarfsgerecht und hinreichend koordiniert sind und Hilfsorganisationen wie die Bevölkerung vor große logistische Herausforderungen stellen. Es muss jetzt in der aktuen Krise darum gehen, die verletzten und geflüchteten Menschen jetzt ohne viele Hürden (und ohne dass sich die anreisenden, gutmeinenden Helfer*innen im Weg stehen oder gar Unterkünfte wegnehmen) möglichst schnell durch professionelle und vor Ort seit längerem tätige Partner-Organisationen zu unterstützen. Zum anderen ist es im Hinblick auf die langfristigen, für die Zivilgesellschaft verheerenden Kriegsfolgen in der Ukraine wichtig, schon jetzt Finanzmittel zu organisieren (zur Frage „wie man richtig spendet“ vgl. auch den Beitrag aus der SZ vom 28.02.2022).

Auf Verbrechen und Krieg (sei es vor der Haustüre oder weit weg) und die Gefühle von Angst, Wut und Ohnmacht reagieren Menschen sehr unterschiedlich, Schock(starre), Wut und Zorn oder Verzweiflung (vgl. auch Vahland). Manche schimpfen lautstark, protestieren, demonstrieren, um das eigene Entsetzen in den Griff zu bekommen, die anderen ziehen sich zurück, versuchen zu verdrängen, sind verzweifelt, andere versuchen der Krise aktiv zu begegnen, es gibt den Aktionismus ebenso wie die sinnvolle, nachhaltige und die stille Hilfe. Wichtig ist in unserem soweit wie möglich fortzusetzenden Leben und Arbeitsalltag aber auch das kleine Zeichen, vor allem Haltung zeigen im täglichen Ringen um Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit! Wir lassen uns dies nicht nehmen, nicht von Despoten, Diktatoren, Tyrannen, Verbrechern und Autokraten – aber auch nicht von populistischen Lügnern, (insb. rassistischen/antisemitischen) Hetzern und Menschenfeinden in unserem Land.