Vermittlungsmodelle (Four models of mediation)

Trenczek: Mediation – Vermittlungsmodelle (2008/2013)

In Europa und in der angelsächsischen ADR-Praxis haben sich unterschiedliche Vermittlungsstile und Ausrichtungen entwickelt, die in der Übersetzung z.T. zu verwirrenden Begriff­sschöpfungen geführt haben. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Ausrichtungen und Begriffe ist es für die deutschsprachige Praxis und deren Standards deshalb notwendig, Mediation von anderen Vermittlungsansätzen abzugrenzen (vgl. die nachfolgende Übersicht). Allen Spielarten ist gemeinsam, dass es sich um nicht-öffentliche/vertrauliche, nicht-förmliche, ursprünglich außergerichtliche und konsens-orientierte Verfahren unter Einbeziehung eines Dritten handelt. Wesentliches Unterscheidungskriterium zwischen den unterschiedlichen Vermittlungsansätzen ist die Rolle und Funktion und damit das methodische Vorgehen des Dritten. Dieser Fokus vereint dabei die von Nadja Alexander verwendeten Dimensionen auf der Skala von rein prozessualer bis hin zur inhaltlichen Intervention sowie einem distributiven bis hin zu dem integrativen Verhandlungsansatz. Ziel des hier vertretenen Mediationsansatzes ist eine einvernehmliche, interessengerechte und zukunftsorientierte Regelung bzw. (im Idealfall sogar wertschöpfende win-win-) Lösung. Hierfür bieten die Mediatoren ihre Unterstützung an. Man bezeichnet diese „reine“ Form der Mediation im internationalen Sprachgebrauch als interest based, facilitative mediation. Im Rahmen einer solchen Mediation geht es nicht darum, die Rechtspositionen der Parteien und die Rechtslage zu bewerten (so aber „evaluative mediation“) oder schnelle Kompromisse und Deals zu schließen (sog. „settlement mediation“ – „Vergleichsvermittlung“), noch soziale Harmonie durch eine Transformation der Beziehungen („transformative mediation“) herzustellen.

Die evaluative Form der Vermittlung basiert auf den spezifischen Problemen des Common Laws und des angelsächsischen Justizsystems. In Anbetracht einer funktionierenden Rechtspflege (mit einer wesentlichen höheren Richterdichte), wie sie in den deutschsprachigen Staaten unterhalten wird, besteht für eine evaluative Mediation schlichtweg kein Bedarf.  …. (bitte lesen Sie den gesamten Beitrag in der pdf-Version).

(Quellen: vgl. Trenczek, T. Stand und Zukunft der Mediation – Konfliktvermittlung in Australien und Deutschland; SchiedsVZ 2008, 135 – 142; sowie Handbuch Medition und Konfliktmanagment, 2013, Kap. 1.1 S. 43 ff.)